Montag, 16. Juni 2014

Freitag der 13. Juni 2014

Tag 105 - ein abenteuerlicher Tag!
Abergläubig sind wir nicht - umso ärgerlicher ist es, dass diese Pannenserie an einem so bedeutungsgeladenen Tag passierten. Freitag den 13!
"Es fing ganz harmlos mit Monopoly an, ich war immer der reichste, weil ich immerzu gewann..." (Die Ärzte).
Bei uns ging es los mit Mos abgebrochenen dritten Ständer. Was solls, dann wird das Fahrrad halt an einen der Bäume hier in der vegetationslosen Steppe/Wüste gestellt. Dann war es ein Platten an Mos Hinterreifen. Erfahren-routiniert war dieses Problem binnen weniger Minuten gelöst. Doch beim Festziehen der Feststellschraube der Achse brach die Schraube! Kein Ersatzteil parat, kein Provisorium möglich - nicht bei diesen Straßen, nicht bei unserer Zuladung!
50 km vor und hinter uns zum nächsten Dorf! Wir befanden uns Genau in der Mitte. Genau in der Mitte befanden wir uns! Ahhhhh! Aber ein schattiges Plätzchen unter der Brücke hatten wir - es könnte also schlimmer sein. Ach ja, wurde es auch!
Uns blieb nichts anderes möglich als zu trampen! Der dritte LKW hatte dann auch die Möglichkeit uns mitzunehmen. Er wollte sogar nach Aktobe. Wir legten die Fahrräder und Gepäck hinten auf den langen, offnen Tieflader und verzurrten alles gut mit unseren Stropsen.
So schlecht die Straßen mit dem Rad zu fahren sind, so sind sie mit Auto/LKW noch schlechter! Von meinem Onkel (liebe Grüße an dieser Stelle) weiß ich, dass Schlaglöcher entweder mit 10km/h oder 90 km/h zu fahren sind, damit man sie nicht mehr spürt. Ratet mal wofür sich der LKW Fahrer entschieden hat!?
Entweder hat er nicht ganz die 90 erreicht oder mein Onkel hat sich getäuscht - letzteres mag ich bezweifeln! Wir fuhren in jedem Fall nicht ladungsangemessen. Angst und Bange war uns um unsere wertvollen Gegenstände hinten. Die Wertsachen in der Lenkertasche hatten wir selbstverständlich bei uns. Doch zur Mittagspause entdeckten wir, dass die Kamera von Mo aus der Lenkertasche fehlte. Sie war normalerweise an der Seitetasche eingeklemmt und zusätzlich mit einem Karabinerhaken gesichert.
Ist es Rassismus, wenn man den Fahrer verdächtigt? Wir wurden den Gedanken aber nicht los, dass am Ende der Fahrt der einzige Gegenstand der fehlte, genau aus der Tasche fehlte, welche der Fahrer als einzige Tasche während des hektischen Aufladens kurzzeitig in der Hand hielt! Wir ärgerten uns ob dieses vorschnellen Urteils über uns selbst, da es selbstverständlich auch die Möglichkeit gibt, dass Mo den Karabinerhaken ausnahmsweise vergessen hatte zu fixieren.
Letztlich ist es auch völlig egal auf welche Weise die Kamera verschwunden ist, wir werden die Antwort wohl nie erfahren. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn sie geklaut wurde, dann hat sie wenigstens noch eine Funktion und würde nicht in der Wüste verstauben.
Ärgerlich - nein richtig ärgerlich, so, dass wir beide echt mies gelaunt waren, ist es nur um die verlorenen Bilder und Videos! Euch bleibt somit mein Wüstendance in der Mittagshitze zu einem System of a Down Lied vorenthalten: "everybody is going to the party have real good time. Dancing in the desert, blowin up the sunshine..." man hätte nur diese Zeilen gehört (mehr Textpassagen verstehe ich nicht), den Rest hätte ich extravagant ver-'eurythmisiert'. Man hätte es in Anlehnung an den Freejazz auch Freedance bezeichnen können...
Nun ja...
Nach der Pause fuhren wir in Kolonne in zwei LKWs weiter, da es eigentlich nur zwei Plätze in einem LKW gab. Der erste Fahrer wollte aber uns seinen LKW aber nicht komplett überlassen und zurückbleiben. Ganz verstanden habe ich das Problem auch nicht, da es zwar nur zwei Sitze gab, aber mit dem Anschnallgurt vom Fahrer insgesamt genau 0 Anschnallgurte gab. Also warum dann nicht auch zu dritt fahren, wenn sich eh keiner anschnallen kann? Aber er meinte bei drei Personen meckere wohl die Polizei. Nicht aber bei 0 angeschnallten Personen und auch nicht bei telefonierenden Fahrern?
Egal, so saß ich im zweiten LKW und hatte immer wieder die Möglichkeit unser hüpfendes Gepäck von hinten zu sehen, während sich die Fahrer auf der Sandstrecke ein kleines Rennen ablieferten. Es ging darum wer die am wenigsten löcherige Fahrbahn der bis zu 8-spurigen Sandhighways fand, in dem man immer wieder dir Spur wechselte, sobald der die Spurrinnen trennende Erdwall an einer Stelle platt gefahren war - nach dem Prinzip auf der anderen Seite des Zauns ist der Rasen grüner!
Gewinner konnten wir nicht ausmachen, dafür aber eine Menge Verlierer:
Stoßdämpfer, Achse, Reifen, Anhängeraufhängung, meine Nerven, mein Wasserhaushalt (ich bin glücklich nur übermäßig transpirert zu haben und nicht auch noch unkontrolliert uriniert), Mos Kopf (vom gegen die Decke stoßen), ein Haufen Kleinvieh von Fliege bis Erdmännchen und natürlich unser Material hinten.
Erstaunlich war, dass der zweite LKW einen Kleintransporter geladen hatte. Dieser ca 2 Tonnen Zuladung brachten ihn aber nicht davon ab seinen Bleifuß einzusetzen.
Nach zwei missglückten Ausstiegversuchen, bei denen Mo und ich uns abwechselnd nicht einig waren weiter zu fahren und das Material zu riskieren oder auszusteigen und womöglich kein Ersatzteil für Mos Fahrrad in einer der kleinen Städte zu finden.
Als die Straße auch dann nicht besser wurde, als sie hätte besser werden sollen, weil 2 Hauptstraßen zusammengeführt wurden, entschieden wir kurzerhand auszusteigen. Mit den Gedanken "Notfalls schieben wir die letzten 100km bis Aktobe, als noch länger die Räder auf dieser Buckelpiste zu malträtieren"' lies ich die LKWs mit einem inzernational verständlichen Urschrei "Stop" anhalten. Diese vier Buchstaben in Form eines Schildes hatte der Fahrer einige male lachend und darauf deutend ignoriert.
Wir entpackten unsere Räder samt Gepäck und packten uns anschließend mies gelaunt zwischen die hier so weit im Norden existierenden Büsche!
Mies gelaunt, weil wir den bislang schönsten, grünsten und wasserreichsten Teil Kasachstans im verkehrsuntauglichen Truck verpassten. Wobei die Trucks noch die schnellsten auf den Straßen waren, da diese besser gefedert 80% der Schlaglöcher überfuhren, während die PKWs zum Teil darin zu verschwinden drohten.
Mies gelaunt darüber, dass wir einen Radreisenden uns haben entgegenkommen sehen, als wir eingesperrt in der Karosserie dieser Maschine saßen.
Mies gelaunt darüber, was heute alles kaputt oder verloren gegangen ist! Das Trampen, bzw die Verschnürung, die Straßenverhältnisse und der Fahrstil (erinnert mich irgendwie an den Schuh des Manitu: "das ist doch kein Reitstil, das ist Tierquälerei") haben Mos hintere Taschen und den Gitarrensack schwer beschädigt. Dem Kamerastativ fehlt eine Schraube, eine Stropse ist abgerissen, etwas Material an Sattelstange und Mos Schaltkasten (um Missverständnissen vorzubeugen: ich meine damit den seines Fahrrades) ist abgetragen.
Die kleinen Löcher in den Taschen kriegen wir mit SeamGrip geflickt, ob dies mit den großen Rissen klappt wissen wir noch nicht. Im ersten Versuch sind wir gescheitert...
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Samstag der 14.
Ausgeschlafen! Erholt! Und dann? Die nächsten Probleme! Kein Frühstück!
Im gestrigen Trubel haben wir nicht nur das Fußballergebnis des WM-Auftaktes verpasst, sondern auch vergessen einzukaufen. So wollten wir Spaghetti zum Frühstück machen, da die gestrigen Reis-/Salatreste von Ameisen kontaminiert waren. Doch die Pumpe für unseren Kocher gab just in dem Moment den Geist auf. Aberglauben ist also Unsinn! Der 14. beginnt ja noch schlechter als der 13! Oder ist darin eine Steigerung zu sehen?
Doch konnten wir den Defekt kurzweilig zum Kochen beheben und nach dem Kochen gänzlich: Beim MSR-Kocher sollte der Pumpkolben regelmäßig geölt werden, sonst bleibt das Ventilgummi nach Druckaufbau unten kleben und wird nicht mehr mit zurückgeführt.
Für Moritz ging es dann auf in die 15km entfernte Stadt, mit dem Ziel die Feststellschraube zu ersetzen, während ich mich daran machte Kocher zu reparieren und zu reinigen sowie sämtliche Taschen zu SeamGripen. Erstaunlich schnell war Mo zurück. Es gäbe wohl kein Fahrradladen in Kandyagash, aber hilfsbereite Menschen haben ihm die Schraube geschweißt. Leider hielt diese Naht nicht!
Nach dem Mittagessen ging es auf zu einem zweiten Versuch. Etwas erfolgreicher kam Mo davon zurück. Er hatte eine entsprechende Schraube, die leider nicht gänzlich festzuziehen ist, da die Mitte sonst durch rutscht. Als Provisorium allerdings durchaus geeignet. Auf dem Weg zum halbwegs erfolgreichen Abschluss dieser blöden Achsgeschichte, hatten viele Menschen ihren Anteil daran. Hilfsbereite Menschen, die sich genauso darum bemühten, die Sprachbarriere zu überwinden: Sei es im ersten Versuch beim Schweißen oder im zweiten Versuch, die Organisation der Schraube und der wohl einzig passenden Mutter in dieser Gegend. Mo war zunächst beim Automechaniker, welcher nicht weiterhelfen konnte. Zwei Kunden boten Mo an, ihn zu verschiedenen Baumärkten zu fahren - der dritte hatte die entsprechende Schraube, aber keine Mutter. Letztere ließ sich dann, zurück beim Mechaniker, im Kofferraum eines dritten Kundens auftreiben.

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