Samstag, 21. Juni 2014

Von netten Menschen zu netten Menschen

Das Wichtigste vorne weg, ehe ich es vergesse:

- Wir sind wieder in Europa.
- Wir lernen Überall eigentlich nur nette Menschen kennen.
- Orsk (Russland) ist gar nicht so weit weg. Orsk haben wir in unserem Fahrplan mit aufgenommen, damit wir Vicky, einer Freundin von Mo, besuchen können. Das war bei Abfahrt klar, aber schien so wei zu sein, dass es unwirklich erschien. Nun tatsächlich hier zu sein ist irgendwie merkwürdig aber grandios zugleich - und bei so herzlichen Menschen sowieso.

Kasachstan haben wir unter sehr anstrengenden Bedingungen kennengelernt. Doch nach den ersten zwei Wochen (was? Zwei Wochen waren das wieder?) hat sich das abschreckende Bild Kasachstans zu einem deutlich freundlicheren gewandelt. Mittlerweile haben wir auch noch eine brandenburgische Facette hier entdeckt: den Spreewald! Ein tolles Wasserschutzgebiet 70km nordöstlich von Aktobe. Das klare, fließende Wasser aus einen großen See kommend war zwar sehr kalt, was aber unter denn warmen Bedingungen sehr angenehm war. Zwar haben wir nördlich von Aktobe nicht mehr die brennende Hitze aus der Wüste, zu bewölkt war es die letzten Tage. Doch unter dieser Wolkendecke staute sich eine drückende Hitze, die uns sehr ermüdete. Aber kaum lichtete sich diese Decke, wurde es mit dem stetig starken Wind sogar recht frisch. Neben den aus dem Berliner Umland bekannten schönen Gewässern, gibt es hier auch das in Brandenburg bekannte Fliegzeug: Bremsen, Mücken und anderes nervige Stechwesen trieben uns zur größter Eile das schützende Zelt aufzubauen und -suchen. Mein Glück ist nur, dass Mo attraktiver ist - für Fliegen, Mücken und Bremsen.

So fuhren wir eineinhalb Tage bis kurz vor die Grenze. Der Grenzübertritt war der problemloseste von allen. Zwar reisten wir aus Kasachstan noch aus wie Kassenpatienten. Doch um aus dem Niemandsland wieder herauszukommen und nach Russland einzureisen hatten wir Privatpatienten-Status! Wir waren vorangekündigt! Es etwartete uns ein Kamera-Team. Dies veranlasste die Grenzbeamten unsere Einreise zu beschleunigen, sodass sie uns an ein Fenster für die Gegenrichtung wiesen, welches gerade frei war - wir hatten keine Wartezeit. Doch die meiste Zeit sparten wir wohl dadurch, dass die üblichen, interessierten Nachfragen der Grenzbeamten ausblieben: "Откуда?"

Hinter der Grenze standen dann einige Radler samt Radgestell aus der Fahrrad-community Orsk, das FernsehTeam und Vicky für die Übersetzung bereit. Erste Interviews wurden geführt. Dann ging es auf die letzten 15km in die Stadt rein. Erstaunlich hügelig ist die Gegend und wohl auch verraucht, da es in der Nachbarstadt eine Zementfabrik ohne Filter (Vicky + Übersetzungsfehler) oder Kupfer/Chrom/Nickel (Wiki + Wikifehler) gibt - wohl aber ungesund (eigene freie Interpretation nach Analyse der Bilder).

Hier fließt der Ural, welcher einer der europäisch-asiatischen Grenzen markiert. So back in Europe!

Für unsere Unterkunft hat Vicky uns ein Zimmer bei einem Kumpel der Fahrradgemeinschaft organisiert. Es ist super privat unter zu kommen und so mehr vom Leben der hiesigen Studenten mit zu bekommen. Trotz großer Sprachbarrieren wenn Vicky mal nicht mit dabei ist, geben sich alle größte Mühe und am Ende klappt alles - so wurde es uns letztendlich ermöglicht das Deutschlandspiel um 1Uhr Ortszeit zu verfolgen (+4 zu Deutschland).
Es wird viel Gelacht. Dabei bleibt für uns manchmal unklar, ob wir nicht (ob unserer perfekten Aussprache) ausgelacht werden, aber wir haben uns wohl einen Dagestan-Dialekt (der ersten russischen Region die wir bereisten) zugelegt, welche(r) hier wohl weniger gemocht werden als Preußen in Bayern.

Dann folgte am ersten Abend das nächste Interview auf dem Dach eines Hauses mit Blick über die Stadt und zu guter letzt am darauffolgenden Nachmittag ein Fernsehe-Interview mit dem Lokalsender von Orsk. Routiniert wie wir mittlerweile waren, war der Reporter wohl nervöser als wir. Aber das tolle war, dass wir lediglich englisch zu stammeln brauchten, was dann letzlich von Vicky sicher sinnvoll zusammengefasst und übersetzt wurde. Auf manche Fragen brauchten wir sogar gar nicht mehr antworten, da Vicky den vollen Durchblick hatte. Dreist ist nur, dass einige ungefragt auch unsere Bilder nutzen - und damit ist nicht unserer eigener Fan-Club in einem russischen Facebook-Verschnitt gemeint, sondern die Plattformen, die damit auch Geld verdienen.

Infos, Bilder, Eindrücke der Interviews versuch ich noch nachzureichen.

1. Interview an der Grenze: http://www.ural56.ru/news/23/373220/

3. Interview: http://pda.orsk.ru/index.php?r=news/article&id=48516

"Fan-Club": http://m.vk.com/event69984823


2 Kommentare:

  1. Coole Artikel über euch! Ihr arbeitet (oder radelt) euch sicher aus den Regionalnachrichten noch nach ganz oben ;-)

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    1. Noch vor die Ukraine-Nachrichten? Ich mags bezweifeln. Aber Putin Oberkörper frei auf mein Fahrrad gesetzt und damit umfallen sehen, hätte eine gewisse Komik.

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