Sonntag, 27. April 2014

Istanbul nach Samsun

Bevor ich zu den Reiseberichten komme möchte ich einige Erkenntnisse der Tage hier in der Türkei vorweg nehmen, die uns eigentlich jeden Tag begleitet haben.
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Bemerkenswertes von unterwegs
Wenn wir daher radeln, so werden wir meist begleitet von hupenden Autos. Dies hat seit dem wir Deutschland verließen immer mehr zugenommen und erreicht auf den Straßen der Türkei einen Höhenpunkt. Ob sich dahinter eine geographische Verteilung versteckt, ob es eine Veränderung vom Zentrum zur Peripherie oder eine ostwärts zunehmendes Erscheinungsbild ist oder einfach den nationalen Lehrschwerpunkt der Fahrschulen widerspiegelt vermag ich nicht zu sagen. Aber dies wäre sicherlich eine lohnende Forschungsarbeit!
Wir konnten feststellen, das es nicht DAS Hupen gibt. Sondern vielmehr freundliches, warnendes, aggressives, erschrecktes, stotterndes (Türken haben entweder besondere Hupen oder eine fantastische Technik, da sie in eine unheimlich hohen Frequenz hupen können, was alternativ auch durch einen stark verbreiteten Tremor erklärt werden könnte) und sehr melodisches (insbesondere LKWs und Mopeds haben noch zusätzliche besondere Hupen eingebaut). Natürlich wird von uns verlangt, dass wir entsprechend antworten, sei es freundlich winkend, dankend grüßend (meist verbunden mit anschließendem freundlichen Winken), beschwichtigend den Mittelfinger zeigen, ahnungslos die Schultern heben ... In jedem Fall hätte die dafür verwendete Energie, ich möchte nicht sagen verschwendete, gereicht um mit weiteren 10kg Gepäck den Mt. Everest zu befahren - mit einer Drei-Gangschaltung!
Was uns auf den Straßen noch so begegnet sind vielerlei Tiere in den verschiedenen Stadien des Lebens oder der Verwesung: Schnecken, Eidechsen, Katzen, Schildkröten, Kühe, Esel (der eine fährt mit mir Rad), Kröten, ... und natürlich Hunde.
Besonders interessant sind letztere. Es gibt domestizierte, streuenden, lebende, tote, blinde, faule, aggressive, desinterssierte, erschrockene und verschiedene Kombinationen davon. Meist wird jedoch gebellt.
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Reisebericht
Wie erwähnt sind wir mit der Fähre aus Istanbul raus, jedoch nicht auf die asiatische Seite Istanbuls, sondern nach Yalova (oder so). So konnten wir dem hässlichen Stadtverkehr, der uns mit Sicherheit nur 1x bei der Einfahrt nach Istanbul so ein Spaß gemacht hat. Außerdem konnten wir so in Degimendere einen Bekannten von Mo, Dierk, treffen. Dem hatten wir zur Bedingung gemacht, dass wir dort einen Stellplatz für unser Zelt benötigten. Und was er uns da organisiert hat, vielen Dank nochmal an dieser Stelle!!! Mitten in der Stadt, gegenüber eines Supermarkts, auf einer kleinen Grünfläche neben einem Gebäude der Stadtverwaltung! Alles genehmigt und polizeilich gestattet. Unser Zelt schlugen wir direkt neben einem kleinen Atatürk Denkmal auf. Dieser Übernachtung inklusive war ein schönes Frühstück, verbunden mit einem Zeitungsinterview. Wir wissen nicht genau was für eine Zeitung es war, aber das Frühstück war super!
Apropos Atatürk-Denkmal. Überall verziert sein Antlitz die Straßen, Schulhöfe ach einfach sämtliche Gebäude. Einige male haben wir bereits gesehen, dass vor einem solchen Denkmal die Schüler in Reih und Glied sich positionierten und zum Teil mit Trommelwirbel begleitend (obwohl es nicht den Anschein eines Musikunterrichts hatte) vom Lehrer begrüßt wurden. Es waren in jedem Fall paramilitärische Erscheinungen.
Am zweiten Tag nach Istanbul ging es Richtung Küste - Berg auf. Etwas verwunderlich, aber im erträglichen Rahmen. Zelten konnten wir am einem der wenigen Seen, der belagert war von Anglern und Fröschen. Erstere verzogen sich zum Abend, letztere wurden lauter - nervig aber besser als andersherum.
Am dritten Tag nach Istanbul erreichten wir das Meer! Das schwarze Meer! Karadeniz! Zwar mussten wir dafür eine gute Strecke durch Sanddünen schieben, aber erhielten dafür einen super Platz. Es war zwar eigentlich kein Ruhetagplatz, aber ein stärker werdender Husten lies uns unseren eingeplanten Ruhetag schon so früh nehmen. Dieser Ruhtag zahlte sich immerhin dahingehend aus, dass es uns gesundheitlich besser ging und wir rückblickend betrachtet es auch blieben.
Wir haben uns ja für die längere Küstenstrecke entschieden, da wir somit keine 1300m hohen Berge überwinden müssten. Doch am fünften Tag mussten wir dann feststellen, dass Küste nicht zwangsläufig flach ist. Das mag so manchen Ostseeküstler verwundern. Und um möglichen Korrekturen vor zugreifen: das was man auf Rügen findet, fällt hier noch unter die Rubrik flach. Dafür wurden wir mit einem schönen Platz belohnt zu dem wir fast traditionell einen kleinen Fluss durch laufen mussten. Und da wir von unten nicht nass genug waren, fing es pünktlich zum Essen und gerade als das Zelt stand an zu regnen. Das Zelt hielt weitestgehend dicht. In jedem Fall dichter, als es unsere bisherigen 25€ IGLO- Zelte von Aldi taten und dichter als es bisher war.
Der sechste Tag (immernoch an der Küste!) festigte mit einer solchen Wucht die am Vortag gewonnene Erkenntnis, dass wir mehr Zeit im stehen gefahren sind, als die bisherigen 3000km zusammen! Wir fragen uns warum wir die 150km extra in Kauf genommen haben, wenn es doch auch hier bergig ist. Sicher geht es nicht so hoch, aber es ist verdammt steil. Zwar entschädigen Pausenplätze mit grandioser Aussicht ein wenig, aber Knie und Oberschenkel wollen dies nicht ganz verzeihen - und das wo wir doch extra ihnen zu liebe die vermeintlich flachere Strecke wählten.
Die nächsten vier fünf Tage verliefen ähnlich. Früh (7.30) aufstehen. Zwischen 8.45 und 9.30 Abfahrt. Berg hoch bis zu 3-400 Höhenmeter um die 7-12% im ersten Gang zwischen 4,2-7km/h (langsamer geht es nicht, dann fällt man um oder den LKWs auf den engen Küstenstraßen vor die Reifen) und dann meist in Serpentinen wieder Berg ab mit bis zu 68km/h, den Schlaglöchern so gut es geht ausweichen und von Meeresspiegelhöhe wieder hoch.
Die Aussicht war immer wieder grandios.
Wir wurden dreckiger und dreckiger. Dabei hatten wir viel Sonne! Was die hygienischen Umstände nicht verbesserte aber bzgl. der Stromversorgung unser Glück war. Denn bei diesen bergigen Verhältnissen ist ein Nabendynamo nicht besonders zum Laden geeignet, da die sinnvolle Geschwindigkeit zum Laden zwischen 15-25 km/h liegt. Schneller bringt nicht mehr Strom.
Highlights waren die eine Übernachtung in einer Bucht, am Strand eines Dorfes, direkt bei den privaten Anglerbooten. Ein Angler Lud uns zu diesem Platz ein und nach einer Weile Small-Talk (wir sind mittlerweile sehr routiniert im türkisch-Zeichensprache-Smalltalk und können auch auf nicht verstandene Fragen unsere Standardantworten geben) lud er oder so hatten wir verstanden uns am nächsten Tag zum Frühstück ein - wirklich nett hier die Menschen!
Wir schrieben ihm 9:00 auf, dies war unmissverständlich. Und 8.30 kam er vorbei und brachte 3 gekochte Eier. Wir freuten uns über das gemachte Geschenk, packten die Eier ein und warteten darauf, dass er uns zum Frühstück abholte, denn die Menschen sind äußerst nett und höflich hier.
Doch er kam nicht wieder. Um 9.15 entschlüsselten wir das abendliche Gespräch dahingehend auf, dass er wohl nur fragte, wann wir zu frühstücken gedachten, um uns die besagten Eier zu bringen. Tief enttäuscht, dass wir nicht eingeladen wurden - die sind hier aber auch echt nicht gastfreundlich.
Hungrig verließen wir den Strand, bei dem Angler vorbeifahrend und uns nett bedankend, und frühstücken ungesehen 1h später in den Bergen, sodass wir nicht unhöflich und erst recht nicht als dämlich erschienen.
Doch tatsächliche sind die Menschen hier sehr freundlich und bemüht ein positives Bild der Türkei zu vermitteln und das obwohl sie auf zwei versteckte Deutsche trafen. Wobei wir diesmal nicht auf den Luxus einer Dusche warteten, sondern die Möglichkeit von Seen und Flüssen zu nutzen wussten, was uns und unsere Radsachen wenigstens bis vor fünf Tagen jeden zweiten Tag "sauber" werden ließ.
Das Interesse, die Offenheit und die Freundlichkeit der hiesigen Bevölkerung zeigte sich nicht nur in den spontanen Fototerminen vor Supermärkten oder Wasserquellen, sondern wurde von zwei Jungs die wir kurz vor Cide trafen im besonderen Maße gezeigt. Sie führten uns zwar zu einem guten Zeltplatz an einer Baustelle, die zwischen 18-8 Uhr unbesetzt war, doch am Ende eines sehr anstrengenden Tages, dessen Ende von einem Loch in Mos Hinterreifen verzögert wurde, sind wir die Jungs auch nicht mehr los geworden. Immerhin stellten sie sich besser an als die meisten Erwachsenen, wenn es darum ging Wörter beizubringen. Zumindest trauten sie sich etwas pantomimisch darzustellen, was sich ältere und alte Personen nicht trauen. Wenigstens ließen sie uns in Ruhe schlafen, nachdem sie auf plumpe Art und Weise gefragt hatten, ob wir schwul sein und wir dies zu deren Beruhigung verneinten. Sie führten uns auch ein in die coolen Moves/Handzeichen. So wissen wir nun, dass das in Deutschland bekannte Zeichen für "Mund-Zu-Ohren-Spitzen" hier den Status von unserem "Daumen-Hoch" oder auf neufacebook gesprochen "gefällt-mir" hat. Dieses Wissen wurde natürlich gleich bei den nächsten Fototerminen mit Begeisterung angebracht.
Der folgende Tag dann begann mit einem platten Hinterreifen von Mo. Ob der Grund  inkompetentes Flicken oder ein neues Loch war, haben wir bislang noch nicht festgestellt. Doch nach dem Schlauchwechsel und 3km Fahrt gab es einen Knall und Schlauch und Mantel waren dahin. Glück im Unglück war, dass wir nur 4km von Cide entfernt waren und schnell Ersatz besorgen konnten. Jetzt hat Mo einen Hinterreifen "güzel made in turkey" und einen weiteren zusätzlich als Reserve. Ursache des geplatzten Mantels konnten wir leider nicht ermitteln.
Zwar wurde bereits drei vier Tage vor Samsun die Strecke besser sprich flacher. Dennoch entschieden wir uns für eine Abkürzung durch das Landesinnere, um nicht ganz raus bis Sinop (obwohl es schon sein soll), über Erefelek zu fahren. Wir mussten zwar dadurch auf bis zu 900 Metern hoch, aber gemütlich , kontinuierlich ansteigend. Die letzten zwei Tage waren dann endlich so, wie wie uns eine Küstenstraße vorstellen. Flach und gestern mit Rückenwind, der es uns schwer machte langsamer als 30km/h zu fahren, sodass wir aus Versehen 110km zurück legten, was nach den anstrengenden Tagen mit 40-70km sehr aufmunternd war.
Auf den letzten Km nach Samsun trafen wir dann auf eine weitere Rad-Reisegruppe, zwei Deutsche und ein Spanier, die seit Istanbul wohl uns zufällig hinterher gefahren sind und in den Bergen immer näher kommen konnten. Zu fünft beanspruchten wir dann eine Spur der Schnellstraße für uns und verquatschten uns dermaßen, dass wir beinah durch Samsun durch gefahren wären. Während Mo und ich umkehrten um die zwei Km zum Stadtzentrum zurück zu fahren, machten die anderen drei sich weiter auf den Weg nach Tiflis bzw der Spanier dann in den Iran. Viel Erfolg euch. Hat Spaß gemacht die paar Meter mit euch zu fahren! Der exklusive Fahrradständer wird sobald wir wieder unterwegs sind ausprobiert!
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Erkenntnisse
Küste ist nicht flach.
Türkei ist bergiger als gedacht.
Es scheint viel die Sonne in der Türkei, aber zum Glück gibt es viele Wasserstellen die für jeden kostenlos zugänglich sind.
Was in der Türkei sehr beeindruckend ist, sind sie vielen kleinen Moscheen, von den Minaretten regelmäßig zum Gebet gerufen wird. Nicht nur in Istanbul wird man von mehreren Seiten zugleich beschallt, sondern auch auf dem Land. Bei letzteren ist aber zu vermuten, dass dies vom Band abgespielt wird. Denn in der Nacht nach Degimendere lagen wir in Hörweite dreier Moscheen, die leicht zeitverzögert alle den selben Ruf hatte, mit konsequent der gleichbleibenden Verzögerung. Außerdem ist die Lautsprecherqualität (oder der Sänger) mancher Moscheen so schlecht, dass die Aufrufe eher an Fliegeralarm erinnern.
Fotos folgen






















Montag, 14. April 2014

Auf nach Asien

Next Station Samsun!

Den europäischen Kontinent hinter uns lassend setzen wir heute mit der Fähre auf die asiatische Seite der Türkei. Den europäischen Kontinent hinter uns lassend, werden wir nach einer anderen Definition nach Georgien erneut nach Asien fahren.

Was uns jetzt bleibt ist folgende Nummer:
800140
Und wie merkst du die die Nummer?

800km
14 Tage
0 Bock

Nein im Gegenteil. Nach jeder Pause freuen wir uns (noch) wieder aufs Rad zu steigen.

Sonntag, 13. April 2014

Rückblick auf die Touri-Tage

Nun sind wir sechs Wochen unterwegs, 41 Tage, davon 8 Ruhetage (+Istanbul). Wir sind stolz erst Deutschland, dann die EU und bald sogar Europa verlassen zu haben - und das alles mit dem Rad! Dieses irre Gefühl lässt sich kaum beschreiben. Irgendwie ist es auch nicht begreiflich. Immer wieder müssen wir kommt aus einem etwas ungläubigen Erstaunen der Ausruf: "... - und das alles mit dem Rad!" Dabei ist es alles so schnell gegangen und rückblickend einfacher als gedacht. Das meiste verläuft nach Plan - soweit man so eine Tour halt planen kann. Gut, die 350km die irgendwo in der Routenplanung zwischen Budapest und Belgrad vergessen wurden waren nicht ganz optimal. Auch sind wir uns noch nicht ganz sicher woher die weiteren 300km herkommen, sodass Berlin-Istanbul 2700 und nicht wie gegoogelt 2100 sind. Größere "Abkuerzungen" haben wir nicht genommen. Aber wie gesagt, wir haben über 2700km in 151.39 Stunden auf dem Sattel verbracht - beinah soviel Zeit, wie wir für die Uni am Schreibtisch verbracht haben und garantiert mehr als unsere bisherigen Radtouren zusammen!!!

Auch wenn wir wohl nur knapp ein Siebtel der gesamten Strecke hinter uns haben, so wird es Zeit für einen kleinen Rückblick auf die komfortablen Tage, von denen wir "nur" 26 von insgesamt 41 Nächten im Zelt verbrachten - irgendwie schwach, aber dies war ja noch der bequeme Teil unserer Reise.

Der Rückblick soll mit unserer "überragenden" Leistung im Vergleich mit der der Tour-de-France-Fahrer beginnen. Nicht ganz fair, weil außer Magnesiumtabletten, 2,5 Ibu und ca. 15g Voltaren haben wir keine unlauteren Mittel zu uns genommen.
Wenn ich mich recht erinnere, dann fahren die Radsportler in den drei Wochen (ca. 18Tage à 5h = 90h) rund 3300Km. Wir benötigten dafür das doppelte an Zeit (Tacho:150h). Doch haben wir auch mehr Gewicht:
Fahrrad ca. 15 Kilo und bis zu 40kg Gepäck. Die Profis haben nur das 10kg schwere Rad. Das Personengewicht, welches in der Gleichung noch dazu addiert (!) werden muss kurzen wir einfach mal raus, das hat im MatheUnterricht ja auch immer wieder funktioniert..
Man muss für einen fairen Vergleich das transportierte Gewicht über die Strecke errechnen und durch die benötigte Zeit dividieren. Für uns bedeutet dies
(55kg x 2700Km)/150h = 990kgKm/h
Die Profis
(10kg x 3300km)/90h= 305KgKm/h.

Man erkennt, dass wir die etwa dreifache Leistung gebracht haben. Fehler sind bei dieser Rechnung selbstverständlich ausgeschlossen!!! Änderungen nur zu unserem Vorteil.
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Das nächste Thema betrifft die Liste der biggest Enemies.
1) Gegenwind
2) Hupende Autos bei der Mittagspause (wir haben Pause und wollen Ruhe!!! Auch wenn wir an der Autobahn pausieren. Plädieren für Fahrverbote zu unseren Pausenzeiten)
3) Schmerzen
4) Schlaglöcher (Bumpa)
5) Bergauffahrten im Nebel
6) Bergabfahrten nach dem Aufstehen, wenn es kalt ist.
7) Berge ("ich hasse Berge" M.S.)
8) fehlende Straßenschilder
9) hupende Autos zur Anfeurung ( lieb gemeint, aber wenn dies öfter geschieht, als wir "Umdrehungen" haben, kriegt man Muskelkater im Arm vom Zurückgrüßen.)
10) Regen (kennen wir bislang nicht wirklich (1 Tag), aber man sagte uns es wäre nass und kalt)

Die Liste ist nicht vollständig, aber dafür auch garantiert nicht objektiv! Geringe Abweichungen sind von Land zu Land festzustellen. Die Studie erfolgte im Auftrag des ADACs und ist damit absolut vertrauenswürdig. Preise können nicht zurück gegeben werden. Für Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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Doch kommen wir zum wichtigen Part.
Es sind einige Fakten und Informationen festzuhalten.
* Serbien und Bulgarien haben uns mit ihrer schönen Landschaft am meisten beeindruckt.
* Auch auf der Essensliste sind Serbien, Bulgarien mit der Slowakei ganz oben
* Österreich ist flach
* Griechenland (zwischen Ivaylovgrad und Edirne) auch und vom Meer keine Spur.
* Österreichs LKW-Fahrer überholen am dichtesten
* Die Straßengräben sind überall sehr verdreckt, außer Deutschland, Österreich und Griechenland
* Flussradwege sind nicht automatisch flach, nur weil sie am Fluss sind. Sie müssen ja nicht mal am Fluss sein, geschweige denn konsequent ausgeschildert.
* 1 Regentag beim Fahrrad fahren
* es regnet nur, wenn wir in einer Stadt ankommen und ein dichtes Dach über dem Kopf haben. Gerade jetzt wieder in Istanbul bestätigt.
* stets super Zeltplätze
* wir schlafen mittlerweile nur noch 10h statt wie zu Beginn der Fahrt 12 Stunden.
* das durchschnittliche Tagespensum stieg von ca 50km auf 80km.
* die Fahrräder laufen hervorragend. Zwei Platten waren zu verkraften
* Msx Radtaschen sind robust und wasserdicht.
* Pufferakkus sind absolut notwendig um die Entladelaunen der Handys zu kompensieren.
* bei ordentlich Sonne ist das Solarpanel der hit! 1h bei Stillstand und direkter Sonneneinstrahlung und das Handy war von 44% auf 79% geladen. 2h weitere bei Fahrt und immer wieder Schatten bedeckt bei 99%. Leider reichen die gelieferten Watt nicht für ein Eisschrank voller Eis am Stil.
* Mo will ein Campingstuhl
* ich will mehr zu essen
* wir haben einen Brotverbrauch von 1-2 Laib
* Schokolade hat eine ähnliche Lebensdauer in den Lenkertaschen
* Nudeln ist häufigste Abendgericht, dicht gefolgt von auswärts Essen/Restaurant, dann Reisgerichte
* Luftmatratzen sind geil (das einmal benötigte Flickzeug dazu auch)
* Rohloff ist geil
* Klickpedalen sind geil
* Baclava ist geil
* Nudeln sind geil
* Brooks-Sättel sind geil
* SeamGrip ist geil
* Moritz und ich sind einfach mal...
* ...
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Das klingt alles so lustig und toll, aber ihr wisst ja gar nicht wie sehr wir leiden. Neben Knieschmerzen und Oberschenkelerschöpfung haben wir weitere schlimme Verletzungen:
- Fleischwunden(hab mich an einem Dornenbusch gekratzt, wollte noch ein Beweisfoto machen, war aber so schnell verheilt)
- Verbrennungen (Sonnenbrand)
- Verletzungen durch aggressive Tiere (MückenStich)
-...
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Es gibt prinzipiell noch so viel zu erzählen und kaum wird dieser Post hochgeladen sein, werde ich mich ärgern   die eine oder andere Geschichte vergessen zu haben. Aber die lustigsten davon sind für die meisten nicht lustig und müssen den Eltern zuliebe zensiert und/oder weggelassen werden.

Aber doch vielleicht noch eine wichtige Nachricht (es tut mir leid, dass sie erst zum Schluss kommt, aber somit werden die tapferen Leser belohnt (und ich kann meckern, wenn doch mal eine Frage in diese Richtung kommt)):
Unsere Visa sind in Bearbeitung.
Sie wurden nicht rechtzeitig fertig um uns in Momchilgrad zu erreichen, nicht bis Istanbul. Der nächste Versuch wird mit Samsun sein. Voraussichtlichen unsere nächste Ho(s)tel/Wifi Station, welche nur von einer 800km langen, bergigen Strecke von uns getrennt ist. Unter normalen Umständen wäre das eine Woche - aber wir nehmen uns eher 14 Tage Zeit...

Bis dahin

Samstag, 12. April 2014

Istanbul

Das erste was uns an Istanbul auffiel war, dass es verdammt groß ist. Von den Vororten bis ins Zentrum haben wir  ca 3 Stunden gebraucht. Als wir dann in Istanbul angekommen sind war der Straßenverkehr erstmal ziemlich heftig, als wir uns dann drauf eingelassen hatten wars dann wie Achterbahnfahren. Hat richtig Spaß gemacht.
Als wir dann irgendwann auf dem Taksimplatz standen war es schon ein tolles Gefühl. Das Hostel zu finden war nicht so einfach, Straßennamen stimmen nicht immer mit den Karten zusammen und es gibt hier in der Gegeng mehr als ein "Chillout -Hostel".
Am nächsten Tag sind wir dann  durch die Stadt gelaufen und haben bemerkt, dass es ziemlich bergig ist und nochmal, dass es groß ist.
Die Stadt ist sehr lebendig, überall wird etwas gebaut, rum transportiert oder verkauft. Leider ist es auch sehr touristisch. Nicht ohne Grund, die Stadt ist beeindruckend mit den vielen Moscheen, Basaren und Starbucks, netten kleinen Cafés und McDonalds.
Heute waren wir im Stadion ,Kasimpasa gegen Bursaspor um mal die berühmte Atmosphäre in einem Istanbuler Fußballstadion mitzuerleben. Es war ein bisschen wie bei einem 1.Fc Sandhausen Spiel. Die Auswärtsfans waren für die Stimmung zuständig. Die Heimfans waren immerhin teilweise da. War trotzdem ganz gut.
Wir haben den Aufenthalt um einen Tag verlängert, es gibt genug zu sehen und meinen Knien tut die Pause gut.
Fotos folgen.

Donnerstag, 10. April 2014

Momchilgrad - Istanbul

Es waren relativ entspannte fünf Tage nach Istanbul mit einem krönenden Abschluss.

Wir verließen mit einem weinenden Auge Momchilgrad, wo wir herzlich aufgenommen wurden. Es ging wie prognostiziert sehr bergig weiter. Aber wenn die überwundenen 900 Höhenmeter als dreifaches in der Mongolei auf uns wartet, dann sollte das machbar sein. Klar es war anstrengend und meine Oberschenkel schmerzten zum Teil so doll, dass ich mich glücklich schätzen musste noch Mos dicken Hintern zu sehen (damit sind seine Gepäcktaschen gemeint), aber es war alles im machbaren Bereich. Doch noch sind wir nicht so weit, dass man sich Gedanken über das Altaigebirge machen bräuchte.

Am ersten Abend nach unserer Abfahrt fanden wir nicht nur einer unser besten Zeltplätze (Fotos unten), direkt an einem Krater mit herrlichem Ausblick über die bulgarischen Berge, sondern durfte ich das erste Mal in meinem Leben Friseur spielen - genau in diesem Krater habe ich Mos Haare geschnitten. 2010 rasierte er mir das erste Mal meine jetzige Frisur ähnlich (Bruce Willis Style; er hatte es also deutlich einfacher) und nun revanchierte ich mich. Mit Nagelschere gewappnet und zur Korrektur noch mit meinem Langhaarrasierer (dessen Akku irgendwann leer war) wurde alles (und manchmal etwas mehr) entfernt, was nach zuviel aussah! Das Ergebnis war... ich möchte es mal so formulieren: es war die beste Frisur die ich je tätigte...

Entgegen des ursprünglichen Plans direkt in die Türkei einzureisen fuhren wir den kürzeren Weg über Griechenland. Der Grenzübergang war zwar schön gelegen, doch ihn zu fotografieren verboten. Ein unhöflicher griechischer Grenzbeamter hatte unser traditionelles Grenzfoto verboten und unseren Versuch mit übertrieben penibler Passkontrolle-Schikane bestraft. Am Ende durften wir dennoch in das Euro-Paradies einreisen. Der Griechenlandaufenthalt dauerte auch nur 40km und war uns keine Übernachtung wert. Stattdessen campierten in der Nähe von Edirne. Die Einreise in die Türkei verlief problemlos und alle waren freundlich. Die Abfahrt am darauf folgenden Morgen vom Platz bei Edirne wurde von einem türkischen Angler verzögert, der uns in Zeichensprache und gebrochenen Türkisch (oder das was wir davon verstanden, vielleicht sprach er ganz gut türkisch und wir verstehen nur gebrochenes Türkisch), dass er ein super Elektroniker sei und wir Angela Merkel um eine Arbeitserlaubnis für ihn bitten sollten. Er hätte eine "süper" Idee und würde große deutsche Firmen weiter voran bringen. Nachdem der Versuch ihn davon zu überzeugen, dass sic unsere Kontakte zu Merkel noch im Aufbaustadium befinden scheiterte, haben wir ihn auf ikim (Oktober) vertröstet. Das war für ihn okay. Wir haben nun seine Adresse und Telefonnummer und sollen uns nach unserer Ankunft in Deutschland bei ihm melden... es tut mir jetzt schon weh ihn enttäuschen zu müssen.

Die Türkei in Richtung Istanbul ist sehr sonnig und hügelig. Diese besch * * * * Hügel sind fast so anstrengend wie die Berge in Bulgarien, nur weniger schön was die Aussicht betrifft. Sie gehen bei weitem nicht so lange bergauf, aber dieser ewige Wechsel zwischen Abfahrt und Anstieg demoralisiert einen dermaßen, dass man Mos Hintern beinah wieder aus den Augen verlieren könnte. Aber er war so lieb immer wieder zu pausieren. Wir hatten es ja wirklich nicht eilig. 5x70km und die Sache wäre geritzt.

Wir verbrachten also die letzten drei Tage auf der D100. Stets Berg auf und ab fahrend trafen wir gestern auf einen Türken, der uns riet vor Istanbul auf die D100 zu verzichten und Seitenstraßen zu nutzen. Wir sollten seinen Rat (er war ja ein Ratfahrer (hohoho)) befolgen, denn der Verkehr wurde dichter und dichter sowie schneller und schneller als auch lauter und lauter je näher wir Istanbul kamen.

Die Nacht vor Istanbul verbrachten wir auf einem Plateau, direkt an einem Kliff über dem Mittelmeer mit herrlichem Ausblick. Dieser Platz wurde uns von jugendlichen Malern empfohlen, die eines der noch leerstehenden Ferienvillen renovierten. So wir die Maler trafen wir viele freudige, meist hilfsbereite Personen. Die Scheu vor der Kontaktaufnahme ist genau das Gegenteil dessen, was man den Norddeutschen nachsagt.
Wir campierten also zwischen den Villen auf einem kleinen Stück Grünfläche, sozusagen im Vorgarten von igendwelchen reichen istanbuler Schnöseln, die nur im Sommer sich in die Vorort von Istanbul begeben. Es war herrlich.

Der heutige Tag war dann deutlich länger als erwartet (9.30-18.00, inkl 90km in 6h), aber gemütlich und hektisch zugleich.
Gemütlich war er daher, weil wir alle 20km meinten eine Pause machen zu können und Eis, Bagel oder Eis und Bagel essen zu müssen.
Hektisch wurde er, weil wir es am Ende satt hatten das Leben der Nebenstraßen zu genießen. Es ist zwar wirklich spannend, aber man kommt doch sehr langsam voran! So stürzten wir uns mit unseren Fahrrädern in die rush hour und blockierten nebeneinander fahrrend eine Spur um besser gesehen zu werden. Energisches Hupen wurde mit provokantem Klingeln beantwortet. Für unseren Mut belohnt, ließ man und am leben. Nach einigem Suchen und Fragen haben wir dann auch unser Hostel gefunden.

Istanbul ist extrem groß. Wir benötigten etwa 3-4 Stunden um vom Stadtrand zum Taksimplatz zu kommen.